Raketensilo in der Ukraine

 

Das letzte, noch erhaltene Raketensilo der Sowjetunion in der Ukraine ist heute ein sehr interessantes Museum, welches auf jeden Fall einen Besuch lohnt. Stationiert war zum Schluss die R-36M (NATO-Codename SS-18 Satan) Sie war eine ballistische Interkontinentalrakete aus sowjetischer Produktion. Nette Anekdote am Rande, die SS-18, mit ihren vergoldeten Leitungen etc., kam auf ein Netto Goldgewicht in Höhe von 20kg. Jede einzelne Rakete. Unfassbar.

In einem solchen Raketensilo arbeiteten ausschließlich sowjetische Offiziere, der normale Soldat hatte hier keinen Zutritt. In einem gewissen Rhythmus wurde der Stationierungsort geändert um Freundschaften mit der hiesigen Bevölkerung zu verhindern.

Es gab in einer solchen Anlage immer zwei gleiche Silos. In dem einen Silo wurde die kommplette Technik untergebracht. Ganz unten in der vorletzten Etage waren der Kontroll- und Abschussbereich. Darunter der Ruhe und Schlafbereich. In dem zweiten Silo war die SS-18 untergebracht.

Die Arbeitsumstände in einem solchen Silo kann man nur als katastrophal bezeichnen. Extrem laut durch die Belüftung, extrem wenig Platz und unvorstellbare Aufgaben in den Schichten. Alle 7 Sekunden kam von Moskau aus ein neuer Abschusscode, der dann in die Geräte eingegeben werden musste.

Wäre jemals der Befehl von Moskau gekommen, die SS-18 zu starten, wäre alles sehr schnell gegangen. Wenige Sekunden um das obere Schott zu öffnen, der Abschuss erfolgt danach sofort und die SS-18 hätte um die 22 Minuten gebraucht, um ihre Ziele in den USA zu erreichen.

Nach dem Abschuss wären die Offiziere für knapp 45 Tage in ihrem Silo autark gewesen. Danach hätten sie aber auch nach oben gemusst. In eine völlig verstrahlte Umgebung, denn die Antwort der USA hätte nach einem Abschuss natürlich wenige Minuten später erfolgt.

 

Hier ein Video, das einen Testabschuss einer SS-18 zeigt:

Sehr Interessant ist folgendes, welches auch sehr gut im Video zu sehen ist:

Da für die R-36M die vorhandenen Silos der R-36-Raketen genutzt werden sollten, gab es bei der Entwicklung der Raketen und der vorgesehenen Modernisierung der Silos Beschränkungen hinsichtlich des vorhandenen Silovolumens. Die R-36-Silos hatten eine Tiefe von 36 m und einen Durchmesser von 5,1 m. Mit den geplanten Maßnahmen zur Silohärtung waren diese damit zu klein für einen konventionellen heißen Start im Silo wie bei der R-36, bei dem die Rakete im Silo gezündet wird und die Abgase über Flammschächte aus dem Silo geleitet werden. Daher entschied man sich für die Kaltstart-Methode, bei der das Silovolumen besser genutzt werden konnte.

Bei dieser Methode wird die Rakete im Herstellerwerk in einen Glasfaserkanister eingebracht und dieser im Silo montiert. Anschließend wird die Rakete im Silo betankt und an die elektrischen Systeme angeschlossen. Am Boden des Kanisters unterhalb der Rakete befindet sich ein Kaltgasgenerator, der Schwarzpulver nutzt. Wird die Rakete gestartet, drücken die durch den Gasgenerator erzeugten Gase die Rakete aus dem Kanister und aus dem Silo. Hat die Rakete das Silo verlassen, wird eine Schutzverkleidung über den Haupttriebwerken abgestoßen und erst dann (!) das eigentliche Raketentriebwerk gezündet. Das Volumen der Silos konnte somit durch den Wegfall der Flammschächte für eine verbesserte Armierung genutzt werden.

 

 

 

Hier nun einige Fotos von unserem Besuch: